Geschichte
1954 bis heute
Die Gründung des Fördervereins im Herbst 1954 verdankt sich der Initiative Peter A. Ades, Direktor des Hauses zwischen 1946 und1982. Als gemeinnütziger Verein ohne Rücklagen führte er das Ausstellungshaus ohne Mittel der öffentlichen Hand nach privatwirtschaftlichem Muster – ganz wie es die jüngste Gegenwart auch wieder erforderlich zu machen scheint. Ade gelang es, Künstler, Kunstfreunde, Wirtschaftsvertreter und engagierte Bürger für die gemeinsame Sache zu begeistern, sodass mit der Gesellschaft der Freunde bald die notwendige Basis gefunden war, um die Ausstellungsleitung ideell und materiell zu unterstützen.
Zu diesem Zweck generierte der Verein in den ersten drei Jahren seines Bestehens aus den Mitgliedsbeiträgen einen Fond, der erstmals im 1958 die Mitfinanzierung einer Ausstellung ermöglichte: „München 1869 – 1958. Aufbruch zur modernen Kunst“, eine umfangreiche Jubiläumsausstellung zur 800-Jahr-Feier der Stadt.
In den nachfolgenden Jahren entwickelte sich das Haus der Kunst zu einer der wichtigsten Stätten des internationalen Ausstellungsbetriebs und Kulturaustauschs. Und mit ihr ein enger und wachsender Kreis aus Freunden & Förderern, der sich seit mittlerweile mehr als einem halben Jahrhundert für den Fortbestand und den Erfolg des Haus der Kunst engagiert. Die Auseinandersetzung mit der Errichtung und Rolle des Hauses unter der Herrschaft der Nationalsozialisten spielt bis zum heutigen Tag eine wichtige Rolle in der Ausstellungspolitik. Auch in dieser Hinsicht gilt die deutschlandweit erstmalige Präsentation des Monumentalgemäldes „Guernica“ im Rahmen der Münchner Picasso-Retrospektive 1955 als wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Haus der Kunst.
Die beachtliche Ausstellungsliste der Ära Ade liest sich wie ein Who is Who der Klassischen Moderne. Ohne staatliche Unterstützung präsentierte er Werkschauen berühmter Künstler wie Beckmann, Cézanne, Gauguin, Miró oder Toulouse-Lautrec, sowie spektakuläre Ausstellungen aus anderen Kunstbereichen und Epochen wie „Le Corbusier“, „Die Internationale Filmausstellung“ oder „Tutanchamum“.
Im Rahmen der Ausstellung „Weltkulturen und moderne Kunst“, die aus Anlass der Olympiade 1972 gezeigt wird, errichtet Paolo Nestler auf der Gartenterrasse eigens einen transparenten Anbau. Als Ade das Haus der Kunst 1982 verlässt, ist es zu einer der ersten Adressen im internationalen Ausstellungsbetrieb geworden.
Der Westflügel wird von 1980 bis 2000 von der Staatsgalerie moderner Kunst genutzt. Hier installiert Joseph Beuys 1984 seine Bodenskulptur „Das Ende des 20. Jahrhunderts“. Obwohl in den meisten Fällen echte Publikumserfolge, hinterließen viele Ausstellungen ein finanzielles Defizit. Ohne die Hilfe der Gesellschaft der Freunde, die der Ausstellungsleitung das Schließen der Haushaltslücken ermöglichte, wären sie nicht zu realisieren gewesen. Der Förderverein bezuschusste darüber hinaus die jährlich im Haus der Kunst stattfindende „Großen Kunstausstellung München“ und erwarb dort als weitere Fördermaßnahme zahlreiche Arbeiten regionaler und internationaler Gegenwartskünstler. Dieser seit den 1950er bis in die 1980er Jahre angesammelte, über 1.000 Arbeiten umfassende Kunstbestand wurde im Herbst 2006 im Rahmen einer einmaligen Sonderauktion versteigert. Der Erlös ermöglichte der Gesellschaft der Freunde, das Haus der Kunst noch intensiver als bisher unterstützen zu können.
Zwischenzeitlich hatte sich die Betreiberstruktur des Haus der Kunst maßgeblich verändert: 1992 wird die „Stiftung Haus der Kunst München, gemeinnützige Betriebsgesellschaft mbH“ gegründet, die auf einem Modell öffentlicher und privater Förderung basiert und seitdem für das Programm im Haus der Kunst verantwortlich zeichnet. Neben der Schörghuber Unternehmensgruppe und dem Freistaat Bayern als Hauptgesellschafter gehören die Gesellschaft der Freunde Haus der Kunst München e.V. und die Ausstellungsleitung Große Kunstausstellung im Haus der Kunst e.V. der neuen Gesellschaft an.
1993 wird Christoph Vitali wird ihr erster Direktor. Seine Eröffnungsausstellung „Elan vital. Das Auge des Eros“ steht exemplarisch für ein Programm, das die Kunst der Klassischen Moderne in den Mittelpunkt rückt und zugleich ausgewählte Positionen der Gegenwartskunst berücksichtigt. Thematische, epochenübergreifende Schauen wie „Ernste Spiele. Der Geist der Romantik in der deutschen Kunst“ oder „Die Nacht“ inszeniert er als sinnliche Erlebnisse. Festliche Ausstellungseröffnungen und zahlreiche Studienreisen zu Kunstschauplätzen auf der ganzen Welt gehören zu den unvergesslichen Highlights in der Geschichte des Haus der Kunst und seiner Freunde & Förderer.
Zwischen 2003 und 2011 stand das Haus der Kunst unter der Leitung von Chris Dercon. Der gebürtige Belgier wechselte mit dem Auftrag nach München, den internationalen Rang des Haus der Kunst mit einem ausdrücklichen Schwerpunkt auf Zeitgenössisches und die Vernetzung der verschiedenen Sparten alte und neue Kunst, Fotografie, Architektur und Design weiter auszubauen. Die Ausstellung „Partners“ der kanadischen Sammlerin Ydessa Hendeles bildete den Auftakt zu einer im besten Sinne entdeckenden und entgrenzenden Ausstellungspolitik, die konsequent den Dialog zwischen den Künsten und (Denk-)Welten verfolgte und für ein großes Publikum zu einem Erlebnis werden ließ. Seit dieser Zeit bildet die Auseinandersetzung mit dem gedanklichen und baulichen Erbe des Nationalsozialismus eine wichtige Säule des Programms im Haus der Kunst. Vor diesem Hintergrund ist auch das 2003 initiierte Projekt des „Kritischen Rückbaus“ zu sehen: Bauliche Änderungen im Inneren, die nach dem Krieg als „architektonische Entnazifizierung“ des Gebäudes galten und die Erinnerung an das unliebsame Erbe verdecken sollten, wurden rückgängig gemacht, um den Blick auf die Ursprünge des einstigen nationalsozialistischen Kunsttempels freizulegen.
Das Nachdenken über den komplexen und komplizierten historischen Prozess, der das Haus der Kunst in seiner heutigen Form hervorgebracht hat, setzt sich unter der Leitung von Okwui Enwezor, seit Oktober 2011 Direktor des Haus der Kunst, fort.
Der Kurator, Wissenschaftler und Autor gilt als „Spitzengestalt der internationalen Kunstszene“ (Dr. Wolfgang Heubisch, bayer. Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst). Neben vielfältigen Engagements u.a. am International Center of Photography in New York, am San Francisco Art Institute und am Whitney Museum of American Art in New York zählen die Johannesburg Biennale in Südafrika (1996-97), die documenta 11 in Kassel (1998-2002), die Biennale für zeitgenössische Kunst in Sevilla (2006) sowie die 7. Gwangju Biennale in Südkorea (2007-08) und 2012 die Triennale in Paris zu den Großausstellungen unter der Leitung des gebürtigen Nigerianers. Diese gefeierten Kunsterlebnisse zeugen von Enwezors Anspruch, die Fixierung des Kunstbetriebs auf den euroamerikanischen Zusammenhang zu überwinden – mit Konzepten, bei denen „nicht Nationalitäten, sondern Ideen“ (Enwezor) im Vordergrund stehen.
„Stretch your view“ lautet seine Einladung an das Münchner Publikum und steht für das Vorhaben, das Haus der Kunst als weltweit führendes Zentrum für zeitgenössische Kunst in den Bereichen Ausstellung, Forschung und Bildung mit einem interdisziplinären Programm von höchster Qualität und kultureller Relevanz weiter zu entwickeln.
Dieser Vision folgt die Gesellschaft der Freunde mit großem Interesse und fördert über das laufende Ausstellungsprogramm hinaus auch weiterhin ausgewählte Einzelprojekte und innovative Formate. In der jüngeren Vergangenheit gehörte dazu die Installation „shifted room“ des Amsterdamer Büros Inside Outside in der Mittelhalle des Haus der Kunst, die seitdem den Beinamen „Galerie der Freunde“ trägt.
Ab Herbst 2012 ist dort die jährliche Auftragsarbeit DER ÖFFENTLICHKEIT – VON DEN FREUNDEN HAUS DER KUNST zu sehen: Für jeweils neun Monate präsentiert das Haus der Kunst eigens für diesen Ort geschaffene Arbeiten internationaler Nachwuchskünstler. Damit handelt es sich um ein Projekt, „das sowohl für das Museum als auch in ganz München einzigartig ist, und unserer engen Verbundenheit mit dem Haus der Kunst Ausdruck verleiht“ (Andreas Langenscheidt, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde).
Die Initiative fällt in das Jahr des 75-jährigen Bestehens des Museums und seines 20-jährigen Jubiläums als öffentlich/private Stiftung Haus der Kunst München, gemeinnützige Betriebsgesellschaft mbH. Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf die aktive Rolle, die zeitgenössische Kunst in öffentlichen Einrichtungen spielt.