L A U R E P R O U V O S T
Für die vierte Ausgabe der Serie DER ÖFFENTLICHKEIT − VON DEN FREUNDEN HAUS DER KUNST hat Laure Prouvost unter dem Titel „We would be floating away from the dirty past“ eine Installation produziert, die skulpturale und filmische Elemente sowie eine vielschichtige Raumintervention umfasst. Einfallsreich und mit unnachahmlichem Humor bezieht sich Prouvost in dieser Arbeit sowohl auf die Architektur der Mittelhalle als auch auf das Haus der Kunst als Institution.
Betritt man die Mittelhalle, begegnet man zunächst einer Stahlfigur, die den Boden wischt. Auf dem virtuellen Gesicht der Figur erscheinen Schriftzüge: „We heard you coming“ [Wir haben dich kommen gehört], gleichzeitig flackern Bilder von Blumen, Wellen und Wischmopps auf. Hinter der Figur lösen sich die roten Marmorfliesen vom Boden und steigen allmählich in die Höhe. Am anderen Ende des Raums trifft man auf weitere Figuren, die vor dem Eingang zu einer Höhle stehen sowie in deren Innerem. In der höhlenartigen Installation ragt eine großflächige Videoprojektion mit dem Titel „If It Was“ [Falls es wäre] auf. In diesem dunklen Raum unter den Marmorfliesen erwartet den Besucher eine Szenerie, voll von Erinnerungen und Relikten der Vergangenheit. Auch die Geister früherer Projekte und Ausstellungen erscheinen hier, etwa die erste Arbeit aus der Serie DER ÖFFENTLICHKEIT von Haegue Yang, oder Möbel aus einer Modenschau in den späten 1950er-Jahren. In diesem Wirbel von Bildern, die aus den Schichten der Zeit aufsteigen, schweben rosa Brüste und Pos. Auf der staubig aussehenden Oberfläche des Teppichs sind Texte zu lesen wie „so much happened here before you came“ [so viel ist hier passiert, bevor du kamst] oder „nothing is lost“ [nichts ist verloren]. Während also der Teppich vergangene Zeiten heraufbeschwört, reflektiert Prouvosts neues Video „If It Was“ das Haus der Kunst als Institution sowie seine mögliche Zukunft. Bild und Text sind dabei in ständigem Wechsel montiert, und eine Off-Stimme kommentiert dazu: „Wie sähe das Haus der Kunst wohl aus, wenn es mir gehörte? Wenn man das Dach abnehmen und Palmen aufstellen könnte?“
Zusammen fordern die verschiedenen Elemente von „We would be floating away from the dirty past“ den Betrachter auf, einen Blick unter die glänzende Oberfläche des Museums zu werfen − auf seine vergessene Vergangenheit und auf mögliche Wege in die Zukunft. Indem Prouvost die Unterseite des Ausstellungshauses entblößt, bietet sie dem Besucher einen Ort für fantasievolle Spekulationen.