V O N A N F A N G B I S H E U T E
Gegründet wurde der Verein „Gesellschaft der Freunde der Stiftung Haus der Kunst“ im Herbst 1954. In den nachfolgenden Jahren entwickelte sich das Haus der Kunst zu einer der wichtigsten Stätten des internationalen Ausstellungsbetriebs und Kulturaustauschs. Und damit ein enger und wachsender Kreis aus Freunden und Förderern, der sich mit großen Einsatz für den Fortbestand und den Erfolg des Haus der Kunst engagiert. Die Auseinandersetzung mit der Errichtung und Rolle des Hauses unter der Herrschaft der Nationalsozialisten spielt bis zum heutigen Tag eine wichtige Rolle in der Ausstellungspolitik. Auch in dieser Hinsicht gilt die deutschlandweit erstmalige Präsentation des Monumentalgemäldes „Guernica“ im Rahmen der Münchner Picasso-Retrospektive 1955 als wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Haus der Kunst. Es folgten zahlreiche Ausstellungen zu Künstlern der Klassischen Moderne wie Beckmann, Cézanne, Gauguin, oder Toulouse-Lautrec sowie spektakuläre Ausstellungen aus anderen Kunstbereichen und Epochen wie „Le Corbusier“, „Die Internationale Filmausstellung“ oder „Tutanchamun“.
1992 wird die „Stiftung Haus der Kunst München, gemeinnützige Betriebsgesellschaft mbH“ gegründet, die auf einem Modell öffentlicher und privater Förderung basiert. Neben dem Freistaat Bayern und der Schörghuber Unternehmensgruppe (bis 2014) als Hauptgesellschafter gehören die Gesellschaft der Freunde Haus der Kunst München e.V. und die Ausstellungsleitung Große Kunstausstellung im Haus der Kunst e.V. der neuen Gesellschaft an.
A N D R E A L I S S O N I
Im April 2020 startete Andrea Lissoni als neuer künstlerische Direktor am Haus der Kunst und bildet gemeinsam mit dem kaufmännischen Direktor Wolfgang Orthmayr die Doppelspitze in der Geschäftsführung. Der 1970 geborene italienische Kunsthistoriker studierte Kunstgeschichte in Pavia, Paris, Pisa, Genua und beendete seine Dissertation an der Universtität Udine über das Thema: „VariaVision – Beyond the threshold of disciplines“. Andrea Lissoni war als Dozent, Herausgeber und Kurator verschiedener Formate tätig. Sein Fokus lag und liegt noch immer auf den Bereich Film, Medien und digitale Praktiken. Von 2014 bis 2019 war er als Senior Curator für Film und internationale Kunst an der Tate Modern tätig. Davor leitete er den renommierten Ausstellungsraum Pirelli HangarBicocca in Mailand. Dort kuratierte er unter anderem Ausstellungen mit Tomás Saraceno, Apichatpong Weerasethakul, Mike Kelley und Ragnar Kjartansson.
O K W U I E N W E Z O R
Im Oktober 2011 wurde der gebürtige Nigerianer Okwui Enwezor Direktor des Haus der Kunst. „Stretch your view“ lautete seine Einladung an das Münchner Publikum und steht noch immer für das Vorhaben, das Haus der Kunst als weltweit führendes Zentrum für zeitgenössische Kunst in den Bereichen Ausstellung, Forschung und Bildung mit einem interdisziplinären Programm von höchster Qualität und kultureller Relevanz weiter zu entwickeln. Ausstellungen wie „Georg Baselitz“, „Louise Bourgeois“, „Matthew Barney“ und „Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965“ wurden zu internationalen Erfolgen. Mit seinen Ausstellungen zeigte Okwui Enwezor, dass die Entwicklungslinien der zeitgenössischen Kunst global und vielschichtig verlaufen und nicht durch geografische, konzeptuelle und kulturelle Grenzen einzuschränken sind. International bekannt wurde Okwui Enwezor als künstlerischer Leiter der documenta 11 in Kassel und von La Triennale 2012 in Paris. Im Jahre 2015 kuratierte er die 56. Biennale in Venedig und bot der Gesellschaft der Freunde die herausragende Gelegenheit – wie bereits 2012 in Paris – eines gemeinsamen Besuchs. Ziel seiner Biennale war es, sich von der Fixierung des Kunstbetriebs auf den euroamerikanischen Zusammenhang zu lösen; das heißt „nicht Nationalitäten, sondern Ideen“ (Enwezor) in den Vordergrund zu stellen. 2018 trat Okwui Enwezor von seinen Tätigkeiten als Direktor zurück und verstarb im Jahr 2019 nach schwerer Krankheit.
C H R I S D E R C O N
Von 2003 bis 2011 leitet Chris Dercon das Haus der Kunst. Der gebürtige Belgier verschreibt sich dem Ziel, das Ausstellungsprogramm zeitgenössischer zu gestalten und mit den – der Kunst verwandten – Disziplinen Fotografie, Architektur und Design zu verknüpfen. Reisen, die er gemeinsam mit den Freunden unternimmt u.a. nach Madrid oder Damaskus, gewähren Einblicke in alle Bereiche des Kulturbetriebs. Die Ausstellung „Partners“ der kanadischen Sammlerin Ydessa Hendeles bildete den Auftakt zu seiner im besten Sinne entdeckenden und entgrenzenden Ausstellungspolitik, die konsequent den Dialog zwischen den Künsten und (Denk-)Welten verfolgte und für ein großes Publikum zu einem Erlebnis werden ließ. Seit dieser Zeit bildet die Auseinandersetzung mit dem gedanklichen und baulichen Erbe des Nationalsozialismus eine wichtige Säule des Programms des Haus der Kunst. Vor diesem Hintergrund ist auch das 2003 initiierte Projekt des „Kritischen Rückbaus“ zu sehen: Bauliche Änderungen im Inneren, die nach dem Krieg als „architektonische Entnazifizierung“ des Gebäudes galten und die Erinnerung an das unliebsame Erbe verdecken sollten, wurden rückgängig gemacht.
C H R I S T O P H V I T A L I
1993 wird Christoph Vitali ihr erster Direktor. Seine Eröffnungsausstellung „Elan vital. Das Auge des Eros“ steht exemplarisch für ein Programm, das die Kunst der Klassischen Moderne in den Mittelpunkt rückt und zugleich ausgewählte Positionen der Gegenwartskunst berücksichtigt. Thematische, epochenübergreifende Schauen wie „Ernste Spiele. Der Geist der Romantik in der deutschen Kunst“ oder „Die Nacht“ inszeniert er als sinnliche Erlebnisse. Festliche Ausstellungseröffnungen und zahlreiche Studienreisen zu Kunstschauplätzen auf der ganzen Welt gehören zu den Highlights in der Geschichte des Haus der Kunst und seiner Freunde und Förderer.
P E T E R A D E
Von 1954 bis 1982 leitet Peter A. Ade das Haus der Kunst. Ade führte das Ausstellungshaus ohne Mittel der öffentlichen Hand nach privatwirtschaftlichem Muster. So gelang es ihm, Künstler, Kunstfreunde, Wirtschaftsvertreter und engagierte Bürger für die gemeinsame Sache zu begeistern, sodass mit der Gesellschaft der Freunde bald die notwendige Basis gefunden war, um die Ausstellungsleitung ideell und materiell zu unterstützen.
In den ersten drei Jahren seines Bestehens flossen alle Mitgliedsbeiträge in einen Fond, der erstmals 1958 die Mitfinanzierung einer Ausstellung ermöglichte: „München 1869 – 1958. Aufbruch zur modernen Kunst“ – eine umfangreiche Jubiläumsausstellung zur 800-Jahr-Feier der Stadt.
Als Ade das Haus der Kunst 1982 verlässt, ist es zu einer der ersten Adressen im internationalen Ausstellungsbetrieb geworden.